Akademie Akademie
Erfolgreich als Freelancer
Selbstständige erleben ihren beruflichen Alltag häufig als Drahtseilakt zwischen kreativer Selbstbestimmung und existenzieller Unsicherheit. Wer dabei erfolgreich sein will, braucht feste Bezugspunkte. Vier Strategien helfen.
Von Gianpiero Petriglieri, Susan Ashford, Amy Wrzesniewski
Wissen Sie, wie es sich anfühlt, auf einem Trapez zu stehen?“ Das war die Antwort der freien Beraterin Martha, als wir sie baten, uns zu beschreiben, wie sich ihre Arbeit in den fünf Jahren entwickelt hatte, seit sie ihren Job bei einer internationalen Beraterfirma gekündigt und sich selbstständig gemacht hatte. Sie hatte die Akrobatik gerade erst selbst ausprobiert, und sie erschien ihr als passende Metapher für ihre berufliche Situation: für die Leere, die sich zwischen den einzelnen Aufträgen unter ihr auftat; die Euphorie, wenn sie einen neuen Vertrag an Land gezogen hatte; die Disziplin, Konzentration und Geschicklichkeit, die nötig waren, um ihren Beruf erfolgreich ausüben zu können. Trapezkünstler scheinen sich einem gewaltigen Risiko auszusetzen, erklärte sie uns, aber sie werden von einem Sicherungssystem aus Netzen, Spezialausrüstung und mitturnenden Künstlern getragen: „Es sieht aus, als wären sie ganz auf sich allein gestellt, aber das sind sie gar nicht.“
Martha (ihren und andere Namen in diesem Artikel haben wir geändert) gehört einem wachsenden Segment des Arbeitsmarktes an, das als Gig Economy bekannt ist. (Gig ist dabei eine Analogie aus der Musikbranche und steht für Auftritt oder Auftrag – Anm. d. Red.)
In Nordamerika und Europa haben schätzungsweise 150 Millionen Berufstätige den vergleichsweise stabilen Rahmen des Angestelltendaseins verlassen – mal mehr und mal weniger aus eigenem Antrieb –, um als unabhängige Auftragnehmer ihren Lebensunterhalt zu verdienen.