Schwerpunkt 40 Jahre HBM
Gewinne sind nicht das einzige Ziel
Politik und Wirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert – und damit auch das Verständnis von Management, Führung und Strategie. Der Siemens-CEO zieht Bilanz und nimmt die gesellschaftliche Verantwortung in den Blick.
Von Joe Kaeser
Wann beginnt die Geschichte unserer Gegenwart? Vieles spricht für das Jahr 1979. In Genf fand 1979 die erste Weltklimakonferenz statt; der Weltklimarat (IPCC) wurde gegründet; in Großbritannien wurde die europaskeptische Margaret Thatcher zur Premierministerin gewählt; der Ayatollah Khomeini kehrte aus seinem Pariser Exil nach Teheran zurück, und die iranische Revolution nahm ihren Lauf. Die Parallelen zu heute sind unübersehbar: Klimawandel, Brexit und Iran-Krise heißen die Schlagworte im Jahr 2019.
Einige Dinge haben sich aber auch grundlegend gewandelt: Die wirtschaftliche Dynamik im Fernen Osten deutet darauf hin, dass das 21. Jahrhundert ein asiatisches Jahrhundert werden könnte; der Kalte Krieg ist Vergangenheit, die Weltmärkte sind offener geworden; in großen Teilen Europas sind Grenzen kaum mehr spürbar, viele Länder auf unserem Kontinent teilen einen Binnenmarkt und eine gemeinsame Währung. Gleichzeitig stellen ein erstarkender Populismus und Protektionismus viele unserer Errungenschaften infrage.
Die vergangenen 40 Jahre haben unsere Politik und Wirtschaft verändert – und damit auch unser Verständnis von Management, Führung und Strategie. Und sie haben auch mich selbst geprägt: Meine berufliche Laufbahn bei Siemens begann 1980. Die Entwicklungen der zurückliegenden vier Dekaden habe ich oft hautnah miterlebt, später auch mitgestaltet. In diesem Artikel möchte ich auf Veränderungen der Managementpraxis zurückblicken, die mir für die Gegenwart besonders relevant scheinen.