Akademie Kommunikation
Das Körnchen Wahrheit
Lassen Sie sich nicht von Gefühlen überwältigen, wenn Sie Feedback bekommen. Versuchen Sie lieber zu erkennen, was davon zutrifft. So lernen Sie, auch mit scheinbar harter Kritik besser umzugehen.
Von Joseph Grenny
Die meisten von uns wurden schon irgendwann einmal in ihrem Leben harsch kritisiert. Während eines Meetings, beim Gang über den Flur oder im Gespräch zur Leistungsbeurteilung teilte plötzlich jemand verbale Prügel aus, die uns in den Grundfesten unserer Psyche erschütterten. Wir haben die Teilnehmer im Rahmen einer Onlineumfrage nach ihren härtesten Feedbacks gefragt und 445 Fälle untersucht.
Einige der Kommentare waren brutal ("Überlegen Sie sich zu kündigen – ich brauche Krieger, keine Weicheier“ und „Ihnen geht es nur darum, recht zu haben. Sie sind manipulativ. Sie interessieren sich nicht für andere"). Andere waren weniger heftig, aber sehr direkt ("Wenn Sie die Beherrschung verlieren, kann dies dazu führen, dass sich andere weniger geachtet fühlen“ und „Sie müssen Ihre E-Mails verbessern – konzentrieren Sie sich auf die Fakten, verzichten Sie auf blumige oder weiche Formulierungen").
Die harsche Kritik verfolgte viele der Befragten noch Jahrzehnte später. Ich kenne dieses Gefühl aus eigener Erfahrung. Ich verspüre eine Anspannung in der Brust und ein Gefühl tiefer Angst, wenn ich mich daran erinnere, wie ein Kollege mich als „verdammten Idioten“ bezeichnete und drohte, mich zu ruinieren. Er war nicht damit einverstanden gewesen, wie ich mit einer E-Mail umgegangen war.