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Verbündet euch!
Diversity I Es sind vor allem Weiße Männer, die den Ton in Unternehmen angeben. Das ist nicht nur ungerecht, es verhindert auch, Potenziale auszuschöpfen. Die Lösung: Mitglieder der Elite werden zu engagierten Mitstreitern. Davon profitieren alle – auch sie selbst.
Von Tsedale M.
In den USA und vielen anderen Teilen der Welt fangen wir endlich an, über ein Thema zu sprechen, das lange Zeit tabu war: die privilegierte Stellung Weißer Männer (weitere Hinweise zur Schreibweise im Kasten „Sensible Sprache"). Die #MeToo-Bewegung und die #BlackLivesMatter-Initiative sowie die systematischen Ungleichheiten, die die Corona-Pandemie offenbart hat, sind Signale für Menschen in Machtpositionen. Sie zeigen ihnen, dass sie handeln müssen – jedenfalls wenn sie ein faireres Miteinander in Gesellschaft und Unternehmen wollen. Vor allem Weiße Männer, die nach wie vor die Führungsrollen im öffentlichen wie privaten Sektor innehaben, sind gefordert: Es hängt maßgeblich von ihnen ab, ob Institutionen und Unternehmen vielfältiger werden und ob die Inklusion unterrepräsentierter Gruppen gelingt.
Viele Unternehmen haben auf die Enthüllungen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder die brutalen Übergriffe auf Schwarze mit gut gemeinten Presseerklärungen und Statements reagiert, die ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit unterstreichen. Einige versprachen, Aktivistengruppen mit ansehnlichen Spenden zu versorgen, Rechtshilfefonds zu unterstützen, pro bono zu arbeiten oder Diversity-Arbeitskreise und Vortragsreihen ins Leben zu rufen. Leider mangelt es vielen dieser Bestrebungen an ergebnisorientierten Plänen und konkreten Zielsetzungen.
Viel zu lange schon halten Führungskräfte der dominierenden Gruppen den Status quo aufrecht, der nicht zuletzt ihre eigene Position stützt. Sie bewerkstelligen dies, indem sie Bemühungen um Vielfalt und Chancengleichheit an die Personalabteilung delegieren, anstatt ihren Einfluss dafür zu nutzen, echten Wandel einzuleiten. In gewisser Hinsicht ist das sogar nachvollziehbar: Wie die Untersuchungen von Co-Autorin Angie Beeman zeigen, bestreiten viele männliche Weiße Führungskräfte, dass es Rassismus in ihrem Unternehmen gibt. Etliche versuchen zudem, Diskussionen zum Thema auszuweichen, weil sie unbequem sind oder zu hitzigen Auseinandersetzungen führen.