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Schweigen ist nicht immer Gold
Kommunikation Auch wenn in Ihrem Team viel gesprochen und diskutiert wird: Einige Dinge bleiben ungesagt. Wie Sie verborgene Ideen und verschwiegene Probleme ans Licht bringen.
Von Michael Parke, Elad N. Sherf
Was ist die Voraussetzung für neue Prozesse, Lösungen und Ideen? Nun, zunächst einmal muss sie jemand aussprechen und die Idee oder das Problem im Unternehmen bekannt machen. Wenn Menschen nichts sagen, wird sich nichts ändern. Das ist der Grund, warum Führungskräfte ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermutigen, mitzureden und ihre Ideen einzubringen.
Vielen dieser Bemühungen liegt eine intuitive, aber irreführende Annahme zugrunde. Nämlich die, dass es dasselbe sei, einerseits das Wort zu ergreifen und andererseits alles auszusprechen, was für das Unternehmen wichtig ist. Daraus ergibt sich folgende Erwartung: Wenn Chefs ihre Mitarbeiter nur ausreichend ermutigten, sich zu äußern, würden diese automatisch auch eigene Ideen vor allen aussprechen oder ein Problem benennen.
Obwohl diese Annahme plausibel erscheint, deuten die Ergebnisse unseres jüngsten Forschungsprojekts darauf hin, dass sie nicht zutrifft. Unsere Metaanalyse zahlreicher Studien zeigt, dass hier zwei verschiedene Dinge vermischt werden: auf der einen Seite der Umfang, in dem sich eine Person mit konstruktiven Ideen oder Problemen zu Wort meldet (Mitsprache, englisch: Voice), auf der anderen Seite das Ausmaß, in dem eine Person absichtlich Ideen oder Probleme verschweigt (Schweigen, englisch: Silence). Wie stark diese beiden Faktoren ausgeprägt sind, ist weitgehend unabhängig voneinander. In mehreren Studien, die wir für unsere Metaanalyse ausgewertet haben, zeigte sich, dass Mitarbeiter oft Ideen vortrugen, um ihren Teams zu helfen – und dass sie gleichzeitig Zweifel verschwiegen.