STRATEGIEN Strategien
Kettenreaktion
Beschaffung Unternehmen betreiben enormen Aufwand, um ihre Lieferantennetzwerke zu optimieren und nachhaltig zu gestalten. Vielfach übersehen sie dabei jedoch die entscheidenden Gefahren. Die gute Nachricht: Die meisten Stolperfallen lassen sich mit gezielten Maßnahmen aus dem Weg räumen.
Von Verónica H. Villena, Dennis A. Gioia
Seit einigen Jahren verpflichten sich immer mehr multinationale Unternehmen, nur noch mit Zulieferern zu arbeiten, die sich an festgelegte Sozial- und Umweltstandards halten. In der Regel erwarten sie, dass ihre Lieferanten diese Standards nicht nur selbst berücksichtigen, sondern auch dafür sorgen, dass ihre eigenen Zulieferer diese Standards umsetzen. Auf diese Weise sollen sich nachhaltige Praktiken kaskadenartig durch die gesamte Lieferkette ziehen – oder, wie wir lieber sagen, durchs Lieferantennetzwerk.
Das ist ein lobenswertes Ziel. Leider zeigt die Praxis, dass es nur schwer zu erreichen ist. Viele Unternehmen, die sich redlich mühten, die selbst auferlegten Standards einzuhalten, waren trotzdem in Skandale verwickelt. Zum Verhängnis wurden ihnen Lieferanten, die sich nicht an die vereinbarten Nachhaltigkeitsstandards hielten. Denken Sie etwa an die harsche Kritik, die sich die Hardwarehersteller Apple, Dell und HP gefallen lassen mussten: Sie hatten Elektronikkomponenten von Herstellern im Ausland bezogen, bei denen Arbeitsschutz buchstäblich ein Fremdwort war. Nike und Adidas wurden öffentlich an den Pranger gestellt, weil ihre Lieferanten in China hochgiftige Substanzen in Flüsse geleitet hatten.
Sämtliche dieser Skandale wurden durch das Verhalten direkter Zulieferer ausgelöst. Das ist bemerkenswert. Weiter unten in der Lieferkette sieht es in puncto Nachhaltigkeit oft noch viel schlimmer aus. Wir stellen in diesem Beitrag Ansätze vor, mit denen multinationale Unternehmen die enormen finanziellen, sozialen und ökologischen Risiken entschärfen können.