Ängste überwinden, Risiken eingehen, Rückgrat zeigen – Mut kann vieles bedeuten. Wir haben 25 ganz unterschiedliche Persönlichkeiten gefragt, darunter Manager, Berater, Sportler, Künstler und Politiker.
Von Britta Domke, Helene Endres, Christina Kestel, Michael O. R. Kröher, Christiane Sommer, Julia Wehmeier
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Haltung kann Mut ersetzen
Claus Weselsky ist seit 2008 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft deutscher Lokführer, GdL. Während der Lokführerstreiks im Herbst 2014 fiel der gelernte Schienenfahrzeugschlosser durch seinen sächsischen Akzent, aber vor allem durch seine Hartnäckigkeit auf.
Alle Illustrationen für diese Umfrage von Thomke Meyer
Wenn eine kleine Gewerkschaft, wie wir das mit unseren Lokführerstreiks im Herbst 2014 gemacht haben, an den Lebensnerv einer großen Industrienation wie der Bundesrepublik greift, dann ist Mut nicht die entscheidende Voraussetzung. Wichtig ist vielmehr die Überzeugung, dass das, was man sich da herausnimmt, tatsächlich richtig ist. Dass es nicht nur kurzfristigen Nutzen bringen wird für die eigene Klientel, sondern dass es letztlich die Verhältnisse im ganzen Land verbessert.
Davon waren wir damals vollauf überzeugt. Unsere Auffassung war das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, ausgelöst durch die Debatten über das Tarifeinheitsgesetz. Und es war klar: Die Auseinandersetzung, in der es um wesentlich mehr ging als um unsere üblichen Streitpunkte wie Gehälter, Arbeitszeiten, Anzahl der Urlaubstage und andere Details von Tarifverhandlungen, konnte nicht mit einer Win-win-Situation enden. Nur einer der Kontrahenten würde als Sieger vom Platz gehen. Für uns, die Vertreter der Arbeitnehmer, ging es also um alles oder nichts. Insofern benötigte der Konflikt von unserer Seite weniger Mut als vielmehr die richtige Strategie und Haltung.
Wir brauchten auch deswegen weniger Mut, weil wir nie die Gesellschaft komplett gegen uns hatten – trotz des großen Unmuts bei der Mehrheit der Bahnreisenden und bei den Unternehmen, die auf die Dienstleistungen des Bahngüterverkehrs angewiesen waren. Ich war immer ohne Personenschutz unterwegs, bin auch während der heißesten Phase der Streiks tagein, tagaus im Zug gefahren und habe mich stets mit meinen Mitreisenden unterhalten. Bei etlichen konnte ich Verständnis wecken zumindest für unsere großen Streikziele wie das Vertretungsrecht kleiner Gewerkschaften. Hier waren vor allem gute Argumente gefragt.
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Vergeben verlangt Mut
Marina Abramovic gehört zu den weltweit bekanntesten Performancekünstlern. Ihr berühmtestes Werk war wohl im Jahr 2010 die Inszenierung „The Artist Is Present“ im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA).
Mut ist die wichtigste Säule meiner Persönlichkeit, die Voraussetzung für die Gestaltung meines Lebens und sicher das zentrale Element meiner Kunst. Meine Eltern, beide Nationalhelden des jugoslawischen Staates, haben mich von Anfang an geprägt und dazu angehalten, vor nichts und niemandem Angst zu haben. Nur mit Mut kann man seine Bestimmung in eigene Hände nehmen.
Eine entscheidende Maßnahme zum Herausbilden meines Mutes war etwa das Schwimmenlernen. Andere Kinder lernen es im flachen Wasser von ihren Eltern, die sie halten und ihnen die Schwimmbewegungen beibringen, durch gutes Zureden die Angst vorm Untergehen nehmen. Mich hingegen nahm mein Vater in einem kleinen Ruderboot mit aufs Meer, wo er mich über Bord stieß und davonruderte. Natürlich hatte ich Todesangst, keine Erfahrung und keine Anleitung, wie ich meine Arme und Beine sinnvoll einsetzen sollte, wie ich weiter atmen könnte. Doch dann wurde ich wütend, konnte nicht zulassen, dass mich mein Vater allein im Meer sterben ließ. Meine Wut trieb mich, dem Boot zu folgen. Irgendwie gelang es mir, über Wasser zu bleiben und mich in Richtung des sich entfernenden Bootes zu bewegen. Ich hatte meine Angst überwunden, Mut bewiesen – und wagte mich fortan zum Schwimmen ins Wasser.
Mein Vorbild beim Einsatz von Mut ist der Dalai Lama. Er hat mich gelehrt: Wer die Welt retten will, muss lernen zu vergeben. Diese Lektion des Vergebenlernens verlangt vielleicht die größte Portion Mut.
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Mut ist nicht nur was für Junge
Vor zehn Jahren schrieb Stefan Tilk ein Buch über Mut im Management. Vor Kurzem hat er seinen sicheren Job als Geschäftsführer einer Fitnesskette aufgegeben und sich selbstständig gemacht. Mit 56 Jahren.
Mein Vater hat sich 30 Jahre lang in einem großen Chemiekonzern hochgearbeitet, bis in den Vorstand. Dafür musste er unglaublich viel ertragen. Als ich dann selbst in erste Führungspositionen kam, wollte ich immer mit dem Kopf durch die Wand, vielleicht um die Konfliktscheu meines Vaters überzukompensieren. So wie er wollte ich nicht werden.
Meine Einstellung war: Wenn ich merke, dass mein Vorgesetzter ein Idiot ist, sage ich dem das. Deswegen ist meine Karriere anfangs recht unruhig verlaufen. Richtig weitergekommen bin ich nicht. Ich galt als nicht kompatibel, renitent, auf Krawall gebürstet. Ich selbst hielt mein Verhalten für mutig, aber das war wohl eher Übermut. Das musste ich schmerzhaft lernen.
Mit 35 habe ich mich in jede verbale Klopperei geworfen. Damals habe ich Diplomatie gehasst, das war für mich ein Schimpfwort. Heute empfinde ich Diplomatie als eine Kunst: Menschen überzeugen, ohne die Revolution auszurufen und ohne alles zu zerschlagen.
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Mut Entsteht aus dem Glauben an sich selbst
Ingmar Hoerr gründete mit Kollegen im Jahr 2000 in Tübingen die Biotechfirma CureVac. Entstanden ist die Idee aus seiner Dissertation. Heute beschäftigt CureVac 400 Mitarbeiter.
Obwohl ich in den vergangenen 20 Jahren, in denen ich die CureVac AG mitgegründet und aufgebaut habe, öfter als erwartet Mut gebraucht habe, möchte ich mich nicht als besonders mutigen Menschen bezeichnen. Ich verspüre kein Bedürfnis nach Freeclimbingtouren, Ozeanüberquerungen als Einhandsegler, Expeditionen auf dünnem Eis oder ähnlichem Nervenkitzel. Meine Stärken, die mir situativ auch zu Mut verhelfen, sind eher Neugier, Leidenschaft und in der Folge dann auch Durchsetzungswillen.
Die größte Portion Mut, das lässt sich im Rückblick sagen, habe ich wohl fürs Etablieren der Grundidee benötigt, auf der das Unternehmen CureVac beruht: dass sich sogenannte Messenger-RNA, ein natürliches Kettenmolekül, das in biologischen Zellen den Aufbau der verschiedenen Proteine aus einzelnen Aminosäuren ähnlich programmiert, wie die Schwestersubstanz DNA die Erbinformation im Zellkern speichert, im medizinisch-therapeutischen Alltag nutzen lässt. Etwa für neuartige Immunbehandlungen gegen Krebs oder als Impfung gegen schwere Infektionen. Dieses Konzept, speziell synthetisierte mRNA als Arznei zu injizieren, wurde von der etablierten Wissenschaft jahrelang nicht ernst genommen, im schlimmeren – und leider gar nicht so seltenen Fall – in Bausch und Bogen abgelehnt, am Ende gar verhöhnt und verlacht.
Dieser Hochmut gegenüber unseren experimentell bestens belegten Erkenntnissen beruhte auf einem Irrtum: mRNA-Ketten galten bis in unser Jahrtausend als fragil, kaum geeignet für den behutsamen Einsatz unter den besonders geschützten Verhältnissen eines Labors – und schon gar nicht unter den robusten Bedingungen eines Krankenhauses oder einer Arztpraxis. Dabei beruhte dieses Vorurteil auf Verunreinigungen: Die Lösungen, in denen sich die mRNA als instabil erwiesen hatte, waren unfreiwillig versetzt mit Enzymen, die das Molekül ruckzuck zerlegten. Unsere Versuchsreihen hatten bewiesen, dass mRNA für sich genommen äußerst robust ist, dass man die Substanz zum Beispiel stundenlang kochen kann, ohne sie zu beschädigen.
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Mut ist eine Tugend
Thomas Middelhoff war Vorstandschef von Arcandor und Bertelsmann. Wegen Untreue und Steuerhinterziehung saß er drei Jahre lang in Haft. Im August erschien sein Buch „Schuldig. Vom Scheitern und Wiederaufstehen“.
Für mich ist Mut eine sehr positive Tugend, die ich mir in deutschen Konzernetagen mehr wünschen würde. Mut gehört zu einer der Tugenden, die schon Aristoteles definiert hat, auch in der Fassung von Thomas von Aquin. Mut bedeutet, für das einzustehen, was kohärent mit den eigenen Werten ist. Und das kann auch durchaus gegen die vorgefasste öffentliche Meinung sein, dann wird Mut zur Zivilcourage.
Natürlich darf Mut nicht zum Übermut werden. Das war bei mir der Fall. Übermut tritt dann auf, wenn es an Demut fehlt, also an der Bereitschaft, im Interesse der Gemeinschaft und sozialer Verantwortung seine eigenen Interessen zurückzunehmen. Das sollte auch für Manager gelten. Ich glaube nur, dass diese Fähigkeit bei Managern leider unterentwickelt ist. Die wesentliche Ursache dafür ist die Art der Entwicklung des Führungsnachwuchses, die in großen und auch internationalen Konzernen betrieben wird.
Ein ganz klassisches Beispiel für Übermut war die Festschrift, die ich als Chef bei Bertelsmann herausgegeben habe. Ich habe davon einen Teil privat bezahlt, den Großteil nicht. Dafür habe ich im Gefängnis gesessen, weil ich keinen Vorstandsbeschluss hatte. Warum habe ich den nicht eingeholt? Weil ich gesagt habe, die Idioten frage ich nicht. Ich war ganz einfach übermütig oder arrogant.
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Wir sollten Mut belohnen
Lea-Sophie Cramer ist Mitgründerin und noch bis Ende 2019 Geschäftsführerin von Amorelie, einem Onlineerotikshop, der mittlerweile mehrheitlich zu ProSiebenSat.1 gehört. Sie ist seit 2014 im Verwaltungsrat des Elektronikhändlers Conrad.
Für mich heißt Mut, Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn ich vielleicht Angst davor habe oder negative Konsequenzen fürchte, ich setze mich für meine Meinung, mein Unternehmen oder ein gesellschaftliches Thema ein – das ist für mich mutig. Ich bleibe nicht passiv, sondern gehe in die Aktion. Wenn man sich umschaut, findet man überall Menschen, die mutig sind. Aktuell ist Greta Thunberg für mich eine Figur, die unfassbar mutig ist. Und gleichzeitig tritt sie mit einer Selbstverständlichkeit auf, dass man ihre Handlungen fast gar nicht mit Mut verbindet. Auch zum Beispiel der Influencer Riccardo Simonetti, der seine Reichweite dazu nutzt, um sich für Diversity einzusetzen, und über sexuell übertragbare Krankheiten aufklärt. Zuletzt fand ich das Verhalten einer meiner Mitarbeiterinnen mutig. Sie ist zum ersten Mal in Führungsverantwortung und musste sich von einer Person in ihrem Team trennen. Das hat sie wertschätzend und ehrlich gemacht, aber trotzdem klar in der Sache. Sie hat sich nicht verstellt und nichts verschwiegen. Mir wurde häufig gesagt, wie mutig es sei, ein Unternehmen zu gründen und dann ausgerechnet noch in dieser Branche. Rückblickend würde ich das bestätigen.
Mit einer Gründung kann man scheitern, Geld verlieren, Menschen enttäuschen oder auch gesellschaftlich eine Abwertung erfahren. Ich habe zum Beispiel früher immer gedacht: Wenn das mit Amorelie nicht klappt, kann ich mich dann noch bei einem Unternehmen wie Siemens bewerben? Oder sagen die: Mit einer, die mal versucht hat, einen hochwertigen Sexshop zu gründen, können wir nichts anfangen. Die Branche ist schon sehr ungewöhnlich, und da als Frau eine Firma zu gründen ist in der Tat auch mutig. Häufig herrschte erst einmal langes Schweigen im Raum, wenn mein Mitgründer und ich die Idee vorgestellt haben. Wir sind da bei vielen an Grenzen in den Köpfen gestoßen. Das finde ich eigentlich ganz schön, ein wenig zu provozieren mit Themen und Produkten und auszureizen, was gesellschaftlich akzeptiert ist.
Es gab viele Situationen, vor denen ich Respekt hatte. Wir sind das erste Mal auf eine große Erotikmesse in Hannover gefahren, gleich im ersten Jahr der Gründung. Ich kannte die Branche nicht, kannte die Menschen nicht. Die meisten Firmen kommen aus dem pornoproduzierenden Gewerbe. Es sind eher ältere männliche Manager, und wir sind sehr aufgefallen. Ich musste meinen Mut zusammennehmen, da reingehen und denen zeigen, dass wir relevant sind. Denn wir wollten ja die Hersteller überzeugen, uns ihre Produkte zu verkaufen. Im Unternehmen gab es viele Entscheidungen, die weitreichende Folgen haben. Wir sind zum Beispiel 2015 in Frankreich gestartet, das war ein großer Kraftakt, und wir haben sehr viel Geld investiert. Aber das ist für mich eine andere Kategorie. Ich kann geschäftliche Entscheidungen rational angehen, Daten und Märkte analysieren. Und mich dann entscheiden, ob ich es mache oder nicht. Den Verkauf von Amorelie würde ich nicht als mutig bezeichnen, es war eine geschäftliche Entscheidung, die wir in Abwägung aller Umstände getroffen haben. Und es hat sich auch richtig angefühlt. Wir hatten mit ProSiebenSat.1 schon lange zusammengearbeitet, wir wussten, dass dieser Marketingkanal gut funktioniert für uns. Wir hatten ein gutes Angebot, das wir besser fanden als die anderen Angebote am Markt. Und meinem Mitgründer und mir war auch schon länger klar, dass wir aus Amorelie ein großes Unternehmen machen und alles auf Wachstum setzen wollten.
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Mut wurde verlernt
Patrick Herrmann gibt Seminare und Vorträge zum Thema Mut. Er arbeitet zudem als Führungskräftecoach.
Es gibt unglaublich viele Menschen, die über Mut sprechen, aber jeder hat seine eigene Definition. Ich habe mir viele Studien zu dem Thema angesehen, und die kommen zu dem Schluss, dass mutige Handlungen drei Kriterien erfüllen müssen: ein Risiko einzugehen, eine Angst zu überwinden und moralisch lohnend zu handeln. Nur wenn alle drei Punkte erfüllt sind, handelt es sich um eine mutige Handlung. Ohne Risiko gibt es keinen Mut – aber die Frage ist: Was ist ein Risiko? Dafür braucht es eine Risikokompetenz, und wir Deutschen sind im Einschätzen von Risiken nicht besonders gut. Wir haben es einfach nicht gelernt. Wir können uns gut einreden, dass die Welt um uns herum immer gefährlicher wird. Aber wenn wir genau hinschauen, stellen wir fest, dass es sich oftmals gar nicht um ein Risiko handelt. Wir bekommen heute über unzählige Medien sofort mit, wenn irgendwo auf der Welt ein Unglück passiert. Wir haben jederzeit Zugriff auf so viele Informationen, das wirkt auf unser limbisches System im Gehirn. Wir sehen ständig und überall Gefahren und haben den Umgang damit nicht gelernt. Und dann ist es ja auch kein Wunder, dass wir immer Angst haben. Das ist der zweite Punkt. Wir werden ständig beschützt, Kinder dürfen nicht mehr auf Bäume klettern oder im tiefen Wasser schwimmen. Wir haben gar keine Chance, sicher zu werden. Vor sechs Jahren hat die FH in Köln eine Studie durchgeführt. Die Forscher wollten wissen: Was kostet es Unternehmen eigentlich, wenn die Mitarbeiter mit Angst zur Arbeit gehen. Sie haben hochgerechnet, dass es 100 Milliarden Euro sind, die Unternehmen verlieren. Mit Angst arbeitet man nicht mehr konzentriert und effizient. Im Unternehmenskontext ist das gerade für Führungskräfte ein Problem, die auch mal Entscheidungen treffen müssen, die nicht jedem passen. Mir persönlich fehlte dieser Mut als Führungskraft. Ich war jahrelang bei der Bundeswehr und habe irgendwann ein Seminar zum Thema gewaltfreie Kommunikation besucht. Ich fand das Konzept super und wollte es als Führungskraft in meinem Team einführen. Ich habe es schlussendlich aber nicht gemacht, weil ich befürchtete, dass es schlecht ankommen wird. Es hätte von Anfang an nicht funktioniert, und deshalb bin ich dem Thema einfach aus dem Weg gegangen.
Wenn ich heute als Speaker auf der Bühne stehe, dann denken die Leute: Der hat es geschafft, er verdient viel Geld und hat sogar ein Buch geschrieben. Die sehen aber nicht, dass ich 14 Jahre lang bei der Bundeswehr war, als Tätowierer gearbeitet, mich als Nageldesigner versucht habe und kläglich gescheitert bin. Mit 32 Jahren und zwei Kindern habe ich noch mal neu angefangen, mein Fachabitur nachgeholt und studiert. Als ich Trainer wurde, habe ich mich gefragt, was für mich persönlich eigentlich mutig wäre. Zu dem Zeitpunkt hatte ich vier Jahre lang keinen Kontakt zu meinem Großvater. Es war eine große Überwindung meiner Ängste und ein vermeintliches Risiko, ihn zu kontaktieren. Er war stark dement, hat mich nicht mehr erkannt, und ich konnte damit einfach nicht umgehen. Statt mich meinen Gefühlen zu stellen, hatte ich den Kontakt abgebrochen. Irgendwann kam der Tag, an dem ich mich entscheiden musste, ob ich mich noch verabschieden möchte, bevor es zu spät ist. Und auch das habe ich mich kaum getraut. Heute bin ich sehr froh darüber, dass ich es gemacht habe. Ich würde mich heute immer noch ärgern, wenn ich den Mut nicht gehabt hätte.
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Mut ist Überwindung
Michael Dorn ist Managing Director der Transformationsberatung AlixPartners in München und begeisterter Wellenreiter.
Für mich ist das die Bereitschaft, mich aus meiner eigenen Komfortzone herauszuwagen. Die innere Kraft, mich Situationen und Erfahrungen zu stellen, die jenseits der Horizonte liegen, in denen ich mich eingerichtet habe. Nicht nur fallweise, sondern ständig! Das Leben bietet so viele Gelegenheiten. Diese können mich nur bereichern, wenn ich mich von ihnen herausfordern und bewegen lasse.
Dazu kann ich mich auf mein Wertesystem verlassen, auf mein Wissen und meine Erfahrungen, auf mein „Gespür“. Geprägt hat mich der Leistungssport. Seit meinem neunten Lebensjahr hebe ich Gewichte; später kam das Wellenreiten hinzu. Noch vor wenigen Jahren war es undenkbar für mich, im offenen Meer, mit Robben, Walen und – ja – auch Haien, auf einem kleinen Brett meterhohe Wellenberge zu surfen. Noch heute spüre ich diesen kurzen Moment des Zögerns, wenn sich eine riesige Welle hinter mir aufbaut. Und dann überwinde ich diesen Moment, überwinde mein „KomfortIch“, und paddele los, immer neu, denn jede Welle ist anders, stets bereit für die neue Herausforderung. Dann ist es auch nicht mehr wichtig, ob ich die Welle perfekt erwische oder einen Wipe-out erlebe und stürze. Die schiere Kraft des Wassers hypnotisiert mich. Ich lerne und erfahre die Welt und mich selbst durch dieses Loslassen und Einlassen.
Was mich privat antreibt, bestimmt auch, wie ich arbeite. Meine Klienten und Partnerkollegen bei AlixPartners wissen, dass sie in meinem Umfeld immer mit Unerwartetem, Innovativem, Bewegtem, Herausforderndem rechnen dürfen. Für mich ist das proaktive Hinterfragen von Bewährtem die Voraussetzung, die Fortschritt überhaupt erst möglich macht. Meinen Mut setze ich für unsere Klienten ein: in der Krise, wenn alles auf dem Spiel steht, wenn ein relevanter Markt zusammenbricht, wenn die Performance in den Abgrund rauscht, wenn ein sensitiver Deal wackelt. Die Mission von AlixPartners ist „When it really matters“ – und die leben wir auch: Wenn es wirklich darauf ankommt, dann müssen wir schnell, entscheidungs- und handlungsorientiert agieren. Und das trauen wir uns auch. Die Krise als Chance für proaktiven Turnaround erkennen und strategisch transformieren – das bedeutet Mut für mich.
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Mut macht unbeliebt
Bettina Volkens ist Arbeitsdirektorin der Deutschen Lufthansa AG und als Vorstandsmitglied verantwortlich für das Ressort Personal und Recht.
Mut hat mich geprägt und nach vorn gebracht. Ich wäre ohne Mut nicht da, wo ich jetzt bin. Mit Mut, Leidenschaft und Begeisterung kann man Dinge verändern, ohne immer zu wissen, was daraus wird. Im beruflichen Umfeld spielt das eine große Rolle. Ich treffe bewusst mutige Entscheidungen, von denen ich mir nicht sicher bin, wie sie aufgenommen werden und ob ich mich damit nicht vielleicht bei einigen unbeliebt mache. Aber das nehme ich in Kauf, wenn ich überzeugt davon bin, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich kam 2012 zu Lufthansa, um das Thema Führungskräfteentwicklung anzugehen. Im Januar 2013 habe ich dann den Vorstandsposten für das Ressort Personal und Recht übernommen. Der klare Auftrag war, die Unternehmenskultur zu verändern. Und hier hat sich viel getan, auch wenn ich zu Beginn vor allem mit Tarifverhandlungen beschäftigt war. Dazu muss man wissen, dass wir nicht radikal eine neue Kultur eingeführt haben: Die Lufthansa Group ist ein Unternehmen mit einer sehr ausgeprägten Sicherheitskultur. Und die brauchen wir auch weiterhin. Die Kunden steigen schließlich in unsere Flugzeuge, weil sie wissen, wie ernst wir ihre Sicherheit nehmen. Hier dürfen wir uns keine Fehler erlauben. Gleichzeitig brauchen wir eine gute Fehlerkultur. Wir müssen in vielen anderen Bereichen auch mal Fehler machen dürfen, um innovativ zu sein. Diesen Kulturwandel anzustoßen, alte Denkmuster hinter uns zu lassen und beweglicher zu werden, das hat mich in den vergangenen Jahren angespornt.
Eine der ersten Maßnahmen war ein neuer Besetzungsprozess. Freie Stellen auf Leitungsebene wurden durch einen klassischen Prozess besetzt, der wenig transparent war. Diesen Prozess haben wir komplett verändert. Ein Schritt auf diesem Weg war unter anderem ein Workshop, zu dem ich hierarchieübergreifend eingeladen hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass das damals im Konzern völlig unüblich war. Man sprach nur auf der gleichen Hierarchieebene miteinander, ein Mitarbeiter ging nicht einfach zum obersten Chef. Das hat sich in den vergangenen Jahren extrem gewandelt. Wir stellten dann also einen neuen Prozess für die Besetzung von Führungspositionen auf, und ich hörte von mehreren Seiten, dass das nicht so einfach ginge. Von überall sagten plötzlich Bedenkenträger, ich käme von außen in das Unternehmen und wagte es, einen erprobten Ablauf einfach zu verändern. Ich habe mich nicht beirren lassen. Es war der erste Anstoß zum Wandel. Seitdem haben wir viele Ideen umgesetzt.
Bei einigen Themen war ich mir nicht sicher, ob ich der Organisation zu viel zumute. Ich musste immer im Blick haben, woher die Lufthansa Group als Unternehmen kommt. Ansonsten droht die Gefahr, übermütig zu werden und Dinge anzustoßen, für die das Unternehmen noch nicht bereit ist. Ich wurde durchaus von Führungskräften und meinen Mitarbeitern gebremst, wenn ich zu viel wollte. Einer mutigen Organisation gelingt es immer wieder, die Balance zu finden zwischen Innovation und Dingen, die gelernt sind und die man beibehalten sollte. Ich glaube außerdem, dass Kulturveränderungen nur machbar sind, wenn sie von strukturellen Neuerungen begleitet werden. Das verlangt oft mutige Entscheidungen.
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Mut ist ein Schritt aus der Komfortzone
Sophie Trelles-Tvede ist Co-Gründerin von Invisibobble, einem Start-up, das spiralförmige Haarbänder und andere Accessoires herstellt.
Mut ist für mich, einen Schritt aus seiner Komfortzone zu machen. In der Hoffnung, dass sich daraus eine Verbesserung ergibt. Mutig handeln bedeutet, etwas auszuprobieren, was ich noch nie gemacht habe. Dafür muss ich einen Antrieb haben, ein höheres Ziel. Denn sonst würde ich einfach alles lassen, wie es ist. Mut ist meistens nicht spontan. Jeder hat ein Ziel im Leben und kann ungefähr einschätzen, wie weit er noch davon entfernt ist. Es braucht kleine, mutige Schritte, um dem Ziel näherzukommen. Wenn ich also vor einer Entscheidung stehe, die vielleicht eine mutige Handlung erfordert, weiß ich tief in mir, was ich zu tun habe. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit spontan, aber ich weiß längst, dass ich sie ergreifen werde.
Ich werde von anderen Menschen immer wieder darauf angesprochen, dass unsere Unternehmensgründung mutig war. Mein Mitgründer Felix und ich haben beide unser Studium vernachlässigt, um lustige Haargummis zu verkaufen – ohne zu wissen, ob es funktionieren wird. Ich selbst habe das gar nicht als besonders mutig empfunden. Eine meiner Freundinnen ist dem Basketballteam beigetreten, eine andere Amnesty International, und wir haben eben ein Unternehmen gegründet. Mit 18 hat man vielleicht auch noch eine andere Wahrnehmung. Irgendwann hat Invisibobble dann immer mehr Zeit unseres Alltags eingenommen, mehr als unser Studium. Das wurde uns dann schon etwas unheimlich. Wir haben uns plötzlich die Frage gestellt, ob wir für das Unternehmen wirklich unsere Noten und letztendlich auch den Abschluss aufs Spiel setzen wollen. Weil, hey, es sind Haargummis. Kann ich damit wirklich dauerhaft mein Geld verdienen?
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Mut muss sich Lohnen
Johannes Ehling ist CEO der Gerry Weber AG. Er übernahm 2018 den Job vom Sohn des Gründers, Ralf Weber, und musste 2019 Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden. Seit Juli sind die Investmentfirmen Robus Capital Management und Whitebox Advisors beteiligt.
Was bedeutet Mut für Sie, Herr Ehling?
Ehling Mut bedeutet für mich, die Dinge umzusetzen, von denen man überzeugt ist, dass sie großes Potenzial haben. Und an ihrer Umsetzung auch dann festzuhalten, wenn sie bestehende Regeln und Systeme infrage stellen und große Widerstände überwunden werden müssen, um das Vorhaben zu verwirklichen.
Beschreibt das Ihre Situation bei Gerry Weber?
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Mut heißt, Chancen zu ergreifen
Julie Linn Teigland ist Managing Partner der Region Europa, Mittlerer Osten, Indien und Afrika bei EY. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit über 30 Jahren in Deutschland.
Mut ist in meinen Augen eine andere Definition von Handeln. Und jede Handlung sollte gut überlegt sein, erst dann ist sie auch mutig. Wenn zum Beispiel ein Sportler wie Sven Hannawald auf der Skisprungschanze steht, ist das mutig, weil er sich vorbereitet und alles wohlüberlegt hat. Zu springen ohne die nötige Vorbereitung wäre Leichtsinn, nicht aber Mut.
Natürlich ist es vermeintlich leichter oder gar sicherer, nicht zu handeln. Jede Aktion oder Entscheidung kann totdiskutiert werden, oft genug gibt es mehr Gründe gegen etwas als für etwas. Aber dadurch bewegt sich nichts. So geht niemand Risiken ein, niemand erhält eine Chance. Und wenn etwas in Bewegung kommt, braucht es das Bewusstsein, dass man nicht alles kontrollieren kann. Deswegen benötigt man Mut. Wenn Hannawald nach seinem Training auf der Schanze steht und plötzlich kommt starker Wind auf, springt er trotzdem.
Ich persönlich glaube, dass jeder im Geschäftsleben mutig sein muss; es ist unabdingbar, wenn man Erfolg haben will. Ich habe zum Beispiel in meiner Karriere einige Schritte unternommen, in denen Mut nötig war: der Umzug aus den USA nach Berlin, der Wechsel von der Steuerprüfung in die Wirtschaftsprüfung und schließlich ins Management oder mitunter auch das Kundtun der eigenen Meinung, auch wenn sie nicht immer gern gehört wird. Meine Erfahrungen damit sind in der Summe positiv, denn wenn ich nichts riskiere, kann ich auch nichts gewinnen.
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Mut bringt Themen voran
Jutta Allmendinger ist eine mehrfach ausgezeichnete deutsche Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Sie forscht vor allem zu den Themen Bildung und Arbeitsmarkt.
Bei meiner Rolle als Sozialwissenschaftlerin ist zunächst Durchhaltevermögen viel wichtiger als Mut. Themen wie Bildungsarmut oder die Gleichstellung der Geschlechter sind dicke Bretter: Seit Jahren stelle ich die immer gleichen Forderungen. Auch wenn ich dadurch Gefahr laufe, als redundant zu gelten. Das passt mir nicht, muss aber sein.
Zur Bildungsarmut etwa habe ich, seit ich den Begriff in den 90er Jahren eingeführt habe, um die tausend Vorträge gehalten. Manchmal bekomme ich den Eindruck, ich mache mich lächerlich, weil ich dauernd dasselbe sage. Zum Beispiel, dass Bildung die Währung der Zukunft ist, weit über ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt hinaus. Aber ich sehe es als meinen Auftrag, Thesen und Erkenntnisse in die öffentliche Diskussion zu tragen, gerade in meiner Position als Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Durch diese Position stehe ich gewissermaßen mit einem Bein in der Wissenschaft, mit dem anderen in der Vermittlung der Erkenntnisse in die Öffentlichkeit, die Gesellschaft, die Politik. Das bisschen Mut, den es braucht, um wichtige Themen immer wieder vorzubringen, gegen Ignoranz und Beharrungswillen, habe ich sicherlich.
Während meiner Zeit an der Harvard University in den 80er und 90er Jahren habe ich viel über die Doppelrolle von Wissenschaftlern gelernt. In den USA ist es selbstverständlich, dass Professorinnen und Professoren nicht nur exzellente Forschung betreiben; sie greifen auch Themen auf, die dem Mann und der Frau auf der Straße wichtig sind.
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Mut ist wieder in
Manuela Rousseau ist Aufsichtsrätin bei Beiersdorf und leitet den Bereich Corporate Social Responsibility. Sie ist Autorin des Buches „Wir brauchen Frauen, die sich trauen“.
Mut ist die andere Seite von Angst. Und Angst fühlen wir häufig vor Ungewissheiten. Ich weiß nicht, wie oft ich in meinem Leben schon vor Bergen stand und dachte: Puh, das ist viel zu hoch, viel zu anstrengend. Dieses innere Nein ist so tief verankert, dass ich mich jedes Mal wieder frage: Will ich diese Strecke gehen? Jede Entscheidung, die man trifft, hat leider auch einen Preis: meine Bequemlichkeit. Meine Komfortzone werde ich verlassen müssen, wenn ich mich zu einem Ja durchringe. Wenn ich zurückblicke, fand ich die Entscheidung mutig, das erste Mal für den Aufsichtsrat bei Beiersdorf zu kandidieren. Ich hatte keine Erfahrung, war in keinen politischen Gremien aktiv und wurde trotzdem gefragt. Die Arbeitnehmervertreter fanden, dass es 1994 endlich Zeit für eine Frau im Aufsichtsrat war. Mir reichte das als Begründung nicht aus, ich fragte nach weiteren Argumenten und ließ mich schließlich überzeugen. Aber es war eine lange Überlegung. Damals war Beiersdorf noch kein Dax-Konzern, dennoch war das Gremium enorm wichtig, weil es weitreichende Unternehmensentscheidungen traf, etwa über die Berufung von Vorständen oder über große Investitionen. Ich musste die Entscheidung gut überdenken.
Im ersten Versuch klappte es nicht. Ich scheiterte und war tief getroffen. Das Wahlergebnis war gar nicht schlecht, aber ich hatte eben nicht gewonnen. Umso mehr Mut erforderte es, bei der nächsten Wahl wieder anzutreten. Ohne Mut machende Kollegen, die gesagt haben, „Du hast doch jetzt die Erfahrung. Das war doch toll. Vielleicht klappt es beim zweiten Mal“, hätte ich es wohl nicht gewagt.
Ich glaube, wir – und besonders Frauen – brauchen noch oft Ermutigung. Es stärkt uns, wenn andere sagen: Wir glauben an dich, wir unterstützen dich. So ein kleiner Schubser aus dem Umfeld ist ungemein wichtig. Ich brauchte andere, die mich ermutigten. Mein Vater war so ein Mutmacher, mein Ehemann und auch mein damaliger Chef in der Presseabteilung bei Beiersdorf.
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Sich zu trennen ist mutig
Anja Schauenburg ist Geschäftsführerin der Newplacement-Beratung „Schauenburg – Die Personalumbauer“ – und weiß aus persönlicher Erfahrung, wie sich eine Kündigung anfühlt.
Die Aufgabe im Leben einer Führungskraft, die am meisten Mut erfordert, ist für mich ganz klar: langjährige und verdiente Mitarbeiter zu entlassen. Als Quereinsteigerin in die Newplacement-Beratung kenne ich die Ängste und Sorgen im Personalumbau – auf beiden Seiten des Schreibtischs: Ich habe selbst schon einmal den Arbeitsplatz verloren und weiß genau, wie man sich fühlt, wie enttäuscht man ist und entmutigt. Man verliert auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sorgt sich um seine berufliche Zukunft, ja eigentlich die ganze Existenz. Und die Chefs? Fürchten sich davor, die schlechteste aller Nachrichten zu überbringen.
Inzwischen berate ich Unternehmen, die Personal abbauen müssen. Kommt es zur Trennung, kann ich nur raten: Nehmen Sie all Ihren Mut zusammen und führen Sie als Vorgesetzte die Trennungsgespräche persönlich. Oft erlebe ich, wie Vorgesetzte diesen unangenehmen Schritt delegieren möchten – an die Personalabteilung oder einen externen Profi. Aber: Ihr Mut, dass Trennungsgespräch persönlich zu führen, wird sich auszahlen. Denn Ihr Engagement ist nicht nur Ausdruck Ihrer Anerkennung für die Leistungen eines verdienten Mitarbeiters, sondern signalisiert der verbleibenden Belegschaft Ihr Verantwortungsbewusstsein und Führungsverständnis. So jemandem möchte man folgen, auch oder gerade in schwierigen Zeiten.
Fünf bis zehn Minuten sollte das Trennungsgespräch selbst maximal dauern und sich im Wesentlichen auf zwei Aussagen beschränken: Die Vermittlung der Veränderungsbotschaft, warum das Unternehmen Mitarbeiter entlassen muss und wer davon betroffen ist, und das Aussprechen der Kündigung, zum Beispiel: „Unsere Kunden kaufen unsere Produkte zunehmend online und immer seltener in der Filiale. Es ist absehbar, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Deshalb haben wir entschieden, dass die Filiale X am Standort Y geschlossen wird und Sie das Unternehmen zum Ende des Monats Z leider verlassen müssen.“
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Mut kann man lernen
Sven Hannawald gewann als erster Sportler alle Springen der Vierschanzentournee. Nach einer Burn-out- Erkrankung zog er sich aus dem aktiven Sport zurück. Er arbeitet als Kommentator und Unternehmensberater.
Ist Skispringen mutig?
HANNAWALD Die Sprünge sind irgendwann Gewohnheit. Mut war es immer dann, wenn ich auf das Altgewohnte, wo ich wusste, dass nichts passiert, noch einen draufgesetzt habe. Denn nur dann hatte ich eine Chance zu gewinnen. Vorher weiß man nie, ob es gut geht, deswegen fühlt sich das auch nicht so gut an. Aber letzten Endes wollte ich Wettkämpfe gewinnen, und dafür musste ich etwas riskieren. Das gilt für den Sport und auch in der Wirtschaft: Um etwas zu erreichen, müssen Sie einen Tick mehr geben als die anderen. Mit der Zeit lernt man, Risiken einzuschätzen. Und manchmal geht man zu weit und ist erst hinterher schlauer. Daraus lernt man dann und verändert beim nächsten Sprung etwas, das macht einen erfahrenen Sportler aus.
Also ist der Erfahrene im Vorteil, weil er Risiken besser einschätzen kann?
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Mut ist, peinliche Momente auszuhalten
Mit ihrer Bildungsinitiative Futurepreneur bringt Kerstin Heuer Jugendlichen bei, zu denken wie Gründer. Doch viele haben nie gelernt, mit Fremden zu sprechen. Nun sollen sie ihre Produkte auf der Straße verkaufen.
Mit unserem Programm „Campusunternehmer“ gehen wir in Hamburg – und neuerdings auch Hannover – bewusst nur an Stadtteilschulen in vermeintlichen Problemstadtteilen. Dorthin, wo den Kindern nicht jeden Tag jemand sagt, wie toll sie sind. Das Programm dauert vier Tage, und am dritten Tag entwickelt jeder Einzelne 25 Geschäftsideen. Wenn die Schüler das morgens hören, erklären sie uns für verrückt. Aber drei Stunden später hat die Klasse 500 Ideen zusammen.
Die besten Ideen bringen sie am Freitag in Kleingruppen raus auf die Straße, in den Verkauf – mit den Produkten, die sie als junge Gründer vorbereitet haben. Da gibt es Gruppen, die aus Singleschallplatten Würfelbecher machen, die Weihnachtsdeko herstellen oder im Herbst eine Laubbeseitigung für private Gärten organisieren. Andere bieten sich als Boten für Blumengrußbotschaften an. Aus dem Schutzraum Schule geht es da plötzlich ins echte Leben, vor echte Menschen. Das kostet sie viel Überwindung, denn es drohen Erfolglosigkeit, Peinlichkeit, Gesichtsverlust. Vielleicht will niemand ihre Sachen kaufen. Vielleicht kommen Freunde vorbei und finden alles lächerlich. Das fühlt sich für einige richtig bedrohlich an.
Unser Ziel ist es aber nicht, jemanden bloßzustellen, sondern ihnen ein Erfolgserlebnis zu vermitteln. Wir möchten 14-, 15-, 16-Jährigen ein Entrepreneurial Mindset mit auf den Weg geben. Sie sollen lernen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, als Zukunftsgestalter und Lebensunternehmer. Denn bisher herrscht bei den meisten die große Orientierungslosigkeit. Wenn wir 14-Jährige fragen: „Was kannst du gut?“, dann sagen die: „Nichts.“ Selbst wenn sie eine Sportart oder ein anderes Hobby beherrschen. Ihnen ist oft gar nicht bewusst, welche Talente sie haben.
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Mut macht stark
Vanessa Weber führt das Familienunternehmen Werkzeug Weber seitdem sie 22 ist – mit Erfolg: Sie konnte den Umsatz verfünffachen.
Als ich 18 Jahre alt wurde, hat mich mein Vater gefragt, ob ich seine Nachfolge in unserem Familienunternehmen Werkzeug Weber antreten wolle. Ich habe gleich geantwortet: „Ich mache das.“ Ich hätte ihm in diesem Moment auch nichts anderes sagen können, weil ich es nicht übers Herz gebracht hätte. Aber er hatte keinen Zweifel daran, dass ich es gut machen würde. Er musste es nicht mal aussprechen, sondern er ließ es mich einfach spüren. Das hat mich bestärkt. Hinzu kam, dass ich auf einer Wirtschaftsschule gewesen war und im elterlichen Betrieb aufgewachsen bin. Mit Werkzeugen kannte ich mich also aus.
Ich hatte über diese Entscheidung auch nicht lange nachdenken müssen. Je länger man so etwas hinauszögert, umso schwerer wird die Entscheidung. Mutig zu sein heißt auch, einfach mal machen. Mut ist eine ganz wichtige Unternehmereigenschaft.
Mein Vater ließ mich ausprobieren, hat mir Aufgaben gegeben mit der Weisung: „Mach mal.“ Er ließ mich auch Fehler machen. Ich bin froh über diese Erfahrungen, denn in vielen Familienunternehmen läuft es anders: Die Kinder werden in Watte gepackt, dürfen nichts in die Hand nehmen und müssen sich alles absegnen lassen.
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Mut löst Probleme
Ortwin Renn ist seit 2016 wissenschaftlicher Direktor am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam sowie Inhaber des Lehrstuhls für Technik- und Umweltsoziologie an der Universität Stuttgart.
Die Deutschen stehen im Ruf, gegenüber technischen Neuerungen eher skeptisch zu sein. Stimmt das eigentlich?
Renn Nein, eine allgemeine Technikfeindlichkeit stelle ich hier nicht fest. Technik im persönlichen Alltag ist hierzulande sehr beliebt. Denken Sie an die Smartphones, Rechner oder Tablets, die mittlerweile fast jeder besitzt und für eine Vielfalt von Aktivitäten und Dienstleistungen nutzt. Auch im Arbeitsumfeld sind die Deutschen der Technik gegenüber aufgeschlossen: Wir sind eines der am höchsten automatisierten Länder der Welt. Selbst die Gewerkschaften, die lange Zeit Angst davor hatten, dass Roboter den Menschen die Arbeit wegnehmen, sind mittlerweile eher der Meinung, dass Robotik wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist.
Kritischer reagieren die Menschen in Deutschland, wenn es um Technik in der Umgebung geht. Etwa bei Kraftwerken, Überlandleitungen, Windkraftanlagen. Da achten die Menschen sehr stark auf eine positive Nutzenbilanz für sich selbst oder für Personen, die sie wertschätzen. Deshalb verfangen Argumente wie „das schafft Wirtschaftswachstum oder sichert Arbeitsplätze“ momentan nicht sehr stark. In Ländern mit hohem Nachholbedarf in Richtung Modernisierung zählt das deutlich mehr.
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Mut ist störend
Anja Förster ist Autorin, Unternehmerin und Mitgründerin der Initiative „Rebels at Work“. Gemeinsam mit ihrem Mann Peter Kreuz ist sie angetreten, neuen Wind in alte Strukturen zu bringen.
Ich halte Mut für eine essenzielle Grundlage des Lebens. Mut bedeutet, den Antrieb und die Ausdauer zu haben, außergewöhnliche Dinge in die Tat umzusetzen, und zwar ohne Netz und doppelten Boden. Mut bedeutet, etwas zu bewegen – im Beruf und darüber hinaus. Mut heißt, sich von der Zuschauerbank zu erheben und mit Neugierde, Experimentierfreude und Tatendrang auf die Lebensreise zu gehen. Das erfordert nicht nur Gestaltungswillen, sondern auch Selbstverantwortlichkeit. Das eine geht nicht ohne das andere.
Selbstverantwortung verlangt von mir, meine Position zu überprüfen und die Konsequenzen zu tragen. Und sie verlangt von mir, auf eigene Fähigkeiten zu setzen: Selbstdisziplin, Selbstorganisation, Selbsteinschätzung, Selbstkontrolle, Selbstvertrauen. Das ist unabdingbar für alle, die mutig gestalten und ihre Selbstbestimmung nicht beim Management abgeben wollen. Dies erfordert von uns eine Haltung – und das ist beileibe keine Petitesse oder nettes Zubehör für den Charakter. Das macht die Sache so herausfordernd.
Selbstverantwortung und den Mut zum Handeln muss man wollen und sich dafür entscheiden. Es ist also eine individuelle Angelegenheit, die aber nur dann zur vollen Entfaltung kommt, wenn sie auf ein Umfeld trifft, das mutige und selbstbestimmte Menschen wertschätzt. Ein Umfeld, das Menschen, die interessante Ideen jenseits des Mainstreams entwickeln und vorantreiben, nicht als nervende Störung brandmarkt, sondern als wichtige Entwicklungshelfer für das Unternehmen versteht. Entwicklungshelfer deshalb, weil diese Querdenker und kritischen Geister eingefahrene Routinen stören, das Denken stimulieren und in neue Bahnen lenken. Diese Menschen, die ich „Rebels at Work“ nenne, liefern einen sehr wichtigen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
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Mut heißt ausprobieren
Florian Gschwandtner ist Gründer der Fitnessapp Runtastic, die von Adidas übernommen wurde. 2018 verließ er die Firma, um sich eine Auszeit zu nehmen.
Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und habe nie darüber nachgedacht, ob das gerade mutig ist, wenn ich einen Baum hochklettere oder woanders hochkraxele. Vor Kurzem habe ich meinem Vater geholfen, etwas am Dach zu reparieren. Als wir da so hinaufstiegen, habe ich gesagt, dass wir uns lieber sichern sollten, weil sechs Meter doch recht hoch sind und das Haus auch schon sehr alt ist. Er sagte: „Was ist denn los mit dir? Vor 20 Jahren war das doch auch kein Thema für dich.“ Wahrscheinlich denke ich jetzt einfach mehr darüber nach, was alles passieren könnte. Und war deshalb in dem Moment nicht so mutig wie früher. Auf der anderen Seite bin ich als Unternehmer eigentlich immer sehr mutig gewesen und risikoaffin. Ich habe immer gern Dinge ausprobiert, bei denen andere noch gezögert haben. Meine Eltern hätten es lieber gesehen, wenn ich zur Landwirtschaftsschule gegangen wäre, aber ich wollte das nicht. Da musste ich meinen Mut zusammennehmen und sagen, ich studiere jetzt. Auch wenn ich anders als die anderen Studenten keine technische Ausbildung gemacht hatte.
Von meinen Runtastic-Mitgründern war ich der Erste, der seinen Job gekündigt hat. Ich war der Meinung, dass einer den Mut haben und anfangen muss. Im Januar 2009 haben wir mit Runtastic begonnen, aber nur am Wochenende. Wir haben ein bisschen rumprobiert und ein Logo gebaut. Im September wollten wir richtig mit der Firma loslegen. Ich habe dann entschieden, im Juni zu kündigen, damit ich den ganzen Sommer in Vollzeit daran arbeiten kann. Ich habe da auch nicht lange überlegt. Es braucht meiner Meinung nach nur einen Mutigen, dem die anderen vertrauen. Ich will nicht sagen, dass meine Mitgründer weniger mutig waren als ich, aber in einem Team müssen nicht alle gleich mutig sein. Wenn wir vertrauensvoll zusammenarbeiten, muss nur einer vorangehen. Wenn man erst eine Pro-und-Kontra-Liste macht, kann man es auch sein lassen. Mut ist für Unternehmer und vor allem für Gründer eine ganz wichtige Eigenschaft, die jeder braucht. Man muss aus der Komfortzone raus und sich mit Menschen und Dingen umgeben wollen, die man noch nicht kennt. Ich bin der totale Gegner von einem Plan B. Wenn du einen Plan B hast, dann denkst du schon intuitiv ans Scheitern. Ich wusste: Zur Not kann ich bei meinen Eltern schlafen, und eine warme Mahlzeit werde ich dort auch immer bekommen.
Am Anfang von Runtastic haben wir keine Investoren gefunden. Jeder hat uns erklärt, warum unsere Idee nicht funktionieren wird, eine typisch deutsch-österreichische Einstellung. Gezweifelt habe ich trotzdem nie. Außer einmal: Im Januar 2010 hatte mein Auto einen Motorschaden, ein neues konnte ich mir nicht leisten. Ich musste bei minus zehn Grad und Schnee mit einem Fahrrad zur Arbeit fahren, das ein Freund mir geschenkt hatte. Und bin dann auch noch gestürzt. Da lag ich also um halb sechs morgens in Eiseskälte auf dem Boden. Und dachte daran, dass ich vor Kurzem noch einen Firmenwagen hatte. Du hast zwei Studienabschlüsse und hattest einen guten Job. Was machst du eigentlich hier? Ich habe mich dann aufgerappelt, und später im Büro mit meinen Mitgründern war wieder alles gut.
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Ohne Mut geht nichts
Claudia Roth war Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und ist heute Vizepräsidentin des Bundestags. Sie wurde jüngst von einer Neonazi-Gruppe mit dem Tod bedroht.
Frau Roth, wie haben Sie das Mutigsein erlernt?
Roth Mein Vater hat mich schon als Kind dazu angehalten, für meine Meinung einzustehen, auch wenn mir dann der Wind mal kalt ins Gesicht bläst. „Nicht klein beigeben! Bleib dir selbst treu!“ lautete seine Devise.
Wann und wie haben Sie dieses Motto dann umgesetzt?
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Mut leitet Wandel ein
Gary Coombe ist CEO Global Grooming Business bei Procter & Gamble. Der Konzern hat sein Werbekonzept für Rasierer radikal verändert.
In Ihren aktuellen Werbekampagnen für die Rasierer Gillette und Venus bricht Procter & Gamble (P&G) mit männlichen und weiblichen Stereotypen. Was ist mutig daran?
COOMBE Die Menschen wollen heute wissen, woran Marken glauben, welche Werte sie vertreten und wie sie Stellung beziehen zu wichtigen Themen. Gillette und Venus sind die größten Rasurmarken der Welt und erreichen Milliarden Männer und Frauen. Das gibt uns eine starke Stimme und ist mit der Verpflichtung verbunden, Verantwortung zu übernehmen.
Natürlich sind wir uns bewusst, dass unsere Marken eine Rolle bei der Erhaltung alter Stereotype in der Gesellschaft gespielt haben, sei es das Alphamännchen für Gillette oder das schlanke Bikinimodel für Venus. Doch wir haben uns entschlossen, dies zu ändern – mit der weltweiten Gillette-Kampagne „The best man can be“, die eine modernere, fortschrittlichere Version von Männlichkeit inszeniert; eine die sexuelle Belästigung nicht duldet und sich einmischt. Und mit der Venus-Kampagne „My Skin. My Way“, die sich dafür einsetzt, wahre Vielfalt zu feiern. Dafür stehen in Deutschland vier Influencerinnen, die ihre Narben, Pigmentstörungen oder Kurven zeigen, statt sie zu verstecken.
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Mut ist Bescheidenheit
Kai Dierke und Anke Houben sind Gründer von Dierke Houben Leadership Partners, spezialisiert auf Coaching für Top-Executives und deren Teams. Als Adjunct Professors lehren sie Leadership an der HHL Leipzig Graduate School of Management.
Machen wir uns nichts vor: Wer heute Bescheidenheit im Management fordert, hat den Beifall auf seiner Seite – und die Realität gegen sich. Besonders im Topmanagement liegt zwischen Propagieren und Praktizieren von Bescheidenheit ein tiefer Graben, dessen Überwindung eines erfordert: Mut! Denn Bescheidenheit wird zu leicht verwechselt mit Ambitionslosigkeit und Entscheidungsschwäche – für jeden Manager ein vernichtendes Urteil.
Dabei ist die Diagnose klar: In unserer Zeit, die geprägt ist von Disruption und Unsicherheit, reicht es nicht, dem Verlust alter Gewissheiten falsche Selbstgewissheit entgegenzustellen. Managementforscher Jim Collins hat schon vor 20 Jahren jene Führungsformel entwickelt, die dauerhaften Unternehmenserfolg sichert: die paradoxe Kombination aus Unbescheidenheit in der Ambition und Bescheidenheit als Person. Nicht die selbstbewusst-heroische Führung ist die Antwort auf die Unübersichtlichkeit – sondern Mut zu einer selbstbewussten „unbescheidenen Bescheidenheit“.
Was bedeutet Mut zu Bescheidenheit im Management konkret im Handeln? Es zeigt einen tiefen Wandel im Selbstverständnis – den bewussten Verzicht, sich zum Maß aller Dinge zu machen. Unsere disruptiven Zeiten erfordern:
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Mut macht starke Gefühle
Wenn Dominique Macri die Bühne betritt, weiß sie oft nicht, was sie im nächsten Moment sagen wird. Die Diplompsychologin ist Poetry Slammerin, spielt Improtheater und bringt Führungskräften bei, spontan kreativ zu sein.
Vor Workshops höre ich öfter mal über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Die werden sicher schwierig sein, die werden sich ganz bestimmt nicht auf so etwas einlassen. Vor Ort läuft es dann oft ganz anders. Wenn ich selbst begeistert bin von dem, was ich tue, kann ich die anderen mit meinem Mut anstecken. Manche machen dann Dinge, die sie selbst nicht von sich gedacht hätten – und die Kolleginnen und Kollegen erst recht nicht.
Einmal hatte ein Unternehmen die gesamte Führungsmannschaft eingeladen, einige Hundert Leute. Niemand von ihnen wusste, was passieren wird. Dann habe ich das Topmanagement gebeten, in zwei, drei Stunden eine komplette Show vorzubereiten – als Präsentation dessen, was sie zuvor erarbeitet hatten. Damit habe ich sie extrem aus ihrer Komfortzone gerissen, und anfangs war der Widerstand groß: Um Gottes willen, da gucken ja alle zu. Aber dann war es so schön. Es wurden Geschichten erzählt, Gedichte und Texte vorgetragen. Am Ende wurde sogar gesungen – und es gab Standing Ovations. Hinterher lagen sich diese Führungskräfte in den Armen, weil das ganze Publikum wertgeschätzt hat, was sie da tun. Alle haben gesehen, wie mutig ihre Kollegen waren. Sich das zu trauen und so viel von sich zu zeigen hat ihre persönliche Verbindung sehr gestärkt. Das war herzerwärmend.
Bei öffentlichen Auftritten hilft es mir sehr, meinen inneren Satz abzurufen, wenn ich auf die Bühne gehe. Michael Jackson hat immer gerufen, „I love you all“, den Satz finde ich zwar ein bisschen albern, aber im Grunde ist das genau diese Technik. Mein eigener Mutmachsatz lautet: „Wir sind alle Freunde.“ Das empfinde ich tatsächlich so. Ich schaue auf die Menschen vor mir und denke, dass mich gar nicht so viel von meinem Publikum trennt, dass wir in Freundschaft verbunden sind. Dann fühle ich weder Angst noch Fremdheit. Freunde nehmen es einem nicht übel, wenn man Fehler macht. Daher brauche ich nicht viel Mut, ihnen eine Geschichte zu erzählen.
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