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Operation Rhön
Gesundheitsbranche Ausgerechnet im Klinikmarkt tobt die Übernahmeschlacht des Jahres. Es geht um mehr als Geld - es geht ums Ego.

Es ist der zweite Anlauf, und dieses Mal soll nichts schiefgehen. Wochenlang haben Wirtschaftsanwälte und Investmentbanker an dem Papier gearbeitet, bevor Fresenius-Chef Ulf Schneider (46) Mitte August damit vor seinen Aufsichtsrat geht. Es gilt, einen Deal zu retten, der den deutschen Klinikmarkt auf immer verändern soll. Der Geheimplan, von dem die Kontrolleure erfahren, ist so trickreich konstruiert, dass die Räte darüber aus formalen Gründen nicht einmal abstimmen dürfen, Schneider wird nur ein „Meinungsbild“ erheben, sodass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nicht informiert werden muss.
Am Ende einer längeren Sitzung ist die Meinung des Aufsichtsrats klar. Schneider darf erneut für das Rhön-Klinikum bieten. 22,50 Euro soll das Gebot pro Aktie lauten, sofern der Aufsichtsrat von Rhön zurücktritt und der Vorstand des angegriffenen Konzerns zustimmt. Bis Ende August dann soll der Fresenius-Aufsichtsrat das Angebot, das sich inklusive Schulden auf rund drei Milliarden Euro summieren dürfte, formal absegnen. Stimmt dann die Bafin zu, ist Schneider seinem Ziel ganz nahe: Der spektakulärste Deal des Jahres, der in einen Stellungskrieg der privaten Klinikketten umgeschlagen war, stünde doch noch vor dem Abschluss.
Mit dem Verbund aus Rhön-Klinikum und den Helios-Kliniken des Fresenius-Konzerns hätte der deutsche Markt dann eine klare Nummer eins. Das gute Dutzend privater Klinikketten, das ihm folgt (siehe Grafik „Bettenriese") , müsste dann alles tun, um den Abstand zum Marktführer nicht zu groß werden zu lassen - oder es würde irgendwann selbst einsortiert werden.