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Kapitalismus auf Koks
Digitalisierung In der On-Demand-Economy gibt es weder Sozialversicherung noch Feierabend. Es droht ein digitaler Feudalismus.

Nur Deppen schleppen“ – mit solchen Plakaten wirbt gerade das Start-up Shopwings in Berlin und München. Kunden der Rocket-Internet-Tochter können sich seit Ende vergangenen Jahres online Lebensmittel aus dem Supermarkt bestellen. On demand, versteht sich, innerhalb von nur zwei Stunden soll dann der Einkauf vor der Tür stehen.
Es ist ein schwüler Dienstagnachmittag in Berlin-Wedding, als Evgeny Valtser (28) durch die Gänge eines Lidl-Marktes eilt, das Smartphone, seine digitale Einkaufsliste, stets griffbereit. Den Shopwings-Claim kommentiert er mit einem schrägen Lächeln; er ist der, der schleppt.
Ein Sixpack Pepsi, Crunchips „Western Style“, Schokopudding – knapp 20 Produkte sind es diesmal. „Ein guter Auftrag“, sagt Valtser, schon nach 15 Minuten steht er mit seinem Wagen an der Kasse. Draußen lädt er den Einkauf in einen alten Opel Astra, den er zum Kunden ins fünf Kilometer entfernte Reinickendorf steuert.