Leben LEBEN
ENTGLEIST
JUSTIZKRIMI Peter Maegdefrau war ein erfolgreicher Unternehmer, bis er der österreichischen Raiffeisenbank in die Quere kam. Erst verlor er seine Firma, den Märklin-Konkurrenten Roco, dann seine Familie und sein Haus. Seither kämpft er einen heiligen Krieg – nun schon im zwölften Jahr.

Schneebedeckte Berge spiegeln sich auf dem Wasser. „Ein See, ein Schloss und ganz viel Genuss! Erleben Sie Urlaub von seiner schönsten Seite im idyllischen Ferienort Mattsee“, wirbt der örtliche Tourismusverband nicht weit von Salzburg. Doch Peter Maegdefrau ist nicht wegen der Schönheit hier, er muss sich waschen. Es ist Dezember 2015, das Wasser drei Grad kalt. Was Maegdefrau noch besitzt, fährt er in einem Audi A6 Kombi mit sich herum. Wenn ihm Freunde gerade keine Bleibe bieten oder Geld leihen, lebt er in der klapprigen Kiste mit 350 000 Kilometern auf dem Tacho.
Ein Unternehmer ganz unten: Bis 2005 gehörte Maegdefrau der Salzburger Modellbahnhersteller Roco. Der zweitgrößte hinter Märklin, eine Ikone. Er hatte große Pläne, dann verlor er alles – die Firma, sein Haus, seine Freundin. Die drei Kinder kann er nicht unterstützen. Seine Konten sind gesperrt, Maegdefrau ist pleite.
Er hätte glimpflich aus der Sache rauskommen können, einen Beratervertrag oder Vergleichsangebote akzeptieren und ein neues Leben beginnen können. Stattdessen kämpft er. Seit über zwölf Jahren. Maegdefrau fühlt sich betrogen, von der Raiffeisenbank und einem Netzwerk aus Investmentgesellschaften, Privatstiftungen und der Justiz. Ein mittelloser Deutscher, zerquetscht vom größten Geldinstitut Österreichs: ein Skandal, gedeckt von einem skrupellosen System, so sieht er das.