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Der letzte Kapitän
SIEMENS Konzernchef Joe Kaeser hat sich eine neue Strategie einfallen lassen.

Neulich, im Ballsaal des „Grand Hyatt“ mitten in New York, gabJoe Kaeser (60) dem versammelten Investorenpublikum einen kleinen Einblick in seinen „Operationssaal“, wie er es nannte. Das künftige Siemens solle nicht mehr über „110 000 Rundschreiben“ für jedes einzelne Geschäft gesteuert werden. Stattdessen wolle er mit seiner neuen Strategie „Vision2020+“ ein Umfeld kreieren, in dem die Businessunits des Industriemultis flink wie Spezialisten agieren und damit so gut wie der Wettbewerb seien, erklärte der Konzernchef. „Vorzugsweise besser.“
Klingt super, doch schon der Start der Zukunft ist verzögert. Anfang August will Kaeser seinen Plan endlich präsentieren, drei Monate später, als ursprünglich avisiert. Erst musste Personalvorständin Janina Kugel (48) den Streit mit den Betriebsräten und Gewerkschaftern um den Stellenabbau im kriselnden Kraftwerksgeschäft beilegen. Denn ohne die Mithilfe der Arbeitnehmervertreter wird die neue Strategie nicht gelingen.
Dann aber soll es Schlag auf Schlag gehen. Schon zum 1. Oktober will Kaeser seinen als „Flottenverbund“ firmierenden Konzern wieder komplett umbauen: aus fünf Divisionen, die nach dem Zuwasserlassen der Boote Wind (Fusion mit Gamesa), Züge (Fusion mit Alstom) und Medizintechnik (Börsengang) im Konzern verblieben sind, sollen nach Zusammenlegung drei werden.