Unternehmen UNTERNEHMEN
BEFEHL VON OBEN: GELD AUSGEBEN
MANAGEMENT Die Digitalisierung sortiert die Finanzindustrie neu. Techkonzerne brechen in das Stammgeschäft der Banken ein. Während deutsche Anbieter vor sich hindämmern, wählt Marktführer J.P. Morgan einen radikalen Weg, um den Angriff abzuwehren.

Die Roboter sind gut gelaunt, obwohl der Herbsttag trübe ist. Draußen hängen die Wolken tief über Glasgow, drinnen, im Büro von Stephen Flaherty (46), breiten die kleinen schwarzen Figuren auf seinem Computerbildschirm die Hände aus und werfen Sterne und Herzen in die Luft. Damit signalisieren sie dem Chef des Technologiezentrums von J.P. Morgan: Die Softwareprojekte, an denen die US-Bank weltweit tüftelt, laufen – sie laufen bestens.
Die Roboter spielen die Hauptrolle in einem Computerprogramm, das IT-Experten von J.P. Morgan in Glasgow kreiert haben. Es spürt automatisch alle neuen Apps in den Systemen des Finanzkonzerns auf und bewertet sie. Es sind Hunderte Programme, und ohne die App der Apps hätten Flaherty und seine Leute im IT-Reich der Megabank schon längst den Überblick verloren.
Wenn sie nicht zufrieden sind, strecken J.P. Morgans virtuelle Softwareaufpasser hilflos die Arme zur Seite. Und wenn es ganz schlecht läuft, brechen sie in sich zusammen. Bis zu Jamie Dimon (63), dem Starbanker und unumschränkten Chef des Hauses, haben sich die kleinen launischen Figuren herumgesprochen. Bei seinem Besuch im Glasgower Techzentrum im vergangenen Jahr erkundigte er sich nach ihrem Befinden. IT ist bei J.P. Morgan Chefsache.