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Pleiten mit Punch
MICHAEL JAFFÉ
Der Münchener Topjurist führt die Insolvenzverwalterszene an. Wer es mit ihm zu tun bekommt, geht besser in Deckung – wie jetzt die Verantwortlichen für das Wirecard-Desaster.
Von Angela Maier

Wenn Michael Jaffé (57) anrauscht, geht es mitunter sehr handfest zu. Als 2018 die Containerfirma P&R pleitegeht, rücken der wohl härteste Insolvenzverwalter Deutschlands und seine Leute in die P&R-Zentrale im Münchener Millionärsvorort Grünwald ein, um sich über das Wochenende in die Datensätze zu vergraben. Und schrecken auf, als Fäuste gegen die Fenster schlagen. Wütende P&R-Investoren wollen ihr Geld zurück. Rund 54.000 geprellte Anleger und Anlegerinnen zählen Jaffés Leute, für die Gläubigerversammlung muss er die Münchener Olympiahalle mieten: Die ist sonst gerade groß genug für die Weltstars der Popmusik. So etwas habe er sich „niemals vorstellen können“, erzählt er später.
Im Vergleich zu seinem neuem Fall aber nimmt der Containerskandal geradezu konventionelle Züge an: Jaffé ist Insolvenzverwalter in der Causa Wirecard – und damit eine der Schlüsselfiguren im spektakulärsten Betrugsfall der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Entsprechend aufgebracht sind die geprellten Aktionäre: Am letzten Oktoberwochenende klettern sie zuhauf über den Zaun seiner neobarocken Kanzleivilla in Schwabing, um ihre Forderungsanmeldungen fristgerecht vor der Gläubigerversammlung abzugeben. Denn einen Briefkasten gibt es nicht. Als Jaffés Mitarbeiter am Montagmorgen in die Kanzlei kommen, finden sie einen ganzen Stapel Anmeldungen vor der Haustür.