Leben LEBEN
DAS ENDE IST ERST DER ANFANG
NEUBEGINN
Bernd Keller schaffte es bis in den Vorstand von Marc O'Polo. Dann machte er sich selbstständig – und ging in Windeseile pleite. Eine Geschichte über den Umgang mit der größten Niederlage eines Unternehmerlebens.
Von Martin Mehringer

Zwischen Bernd Kellers (54) zwei Leben liegen nur 22 Minuten. Keller sitzt an einem Schreibtisch, der aussieht, als hätte jemand über zwei alte Medizinschränke eine Platte gelegt. Darauf stapeln sich Unterlagen seiner insolventen Firma, die so verloren wirken wie ein vergessener Stoß Altpapier. Daneben liegt ein Buch mit dem Titel „5 Minuten mit Gott“. In der Ecke steht ein Körbchen für Bulldogge Twiggy, die ihn begleitet, solange sie noch kann. Hinter dem Fenster lehnt Kellers cremefarbene Vespa.
Passanten laufen vorbei, werfen einen flüchtigen Blick hinein ins Büro, in dem Keller mit Bleistift zarte Linien zieht, aus denen einmal Modetrends entstehen sollen, so wie früher, ganz zu Beginn seiner großen Karriere, die ihn zu den glamourösesten Herstellern des Landes geführt hat, zu Puma, Adidas, Hugo Boss. Zuletzt saß Keller im Vorstand beim Modekonzern Marc O'Polo, dann machte er sich selbstständig.
Und scheiterte.