Editorial EDITORIAL
Es geht voran

WÄHREND DEUTSCHLAND IM IMMERGLEICHEN des Lockdowns gefangen ist, geschieht hinter Industriemauern und an Homeoffice-Schreibtischen Erstaunliches. Die Wirtschaft baut ihre Geschäftsmodelle in nie gekannter Geschwindigkeit um. Oder gibt es, in Einzelfällen, zumindest vor. Von beidem handelt dieses Heft.
Wir nahmen uns den größten Brocken vor, den oft und nicht zu Unrecht als Volkseigener Betrieb Wolfsburg verschrienen Volkswagen-Konzern. Der elektrische ID.3 und die Car.Software Org, die ins Elektro- und Softwarezeitalter führen sollen, gerieten seinem Chef Herbert Diess (62) zu Problemprojekten. Mein Kollege Michael Freitag hat darüber mehrfach vor allen anderen berichtet. Umso überraschter war er jetzt, als er für unsere Titelgeschichte recherchierte. Er sprach mit den entscheidenden Männern (Frauen sind an diesen Stellen bei VW nicht zu finden) und mit vielen Investoren. Das Ergebnis: Diess' Umbau in eine Techcompany ist viel weiter als öffentlich bekannt. Unerhörte Projekte mit Namen wie Apollon und Trinity schaffen die Grundlage für das „Werk der Götter“, ab hier.
STEHT DER BACKSTEINFARBENE INDUSTRIEKOLOSS für die Transformationsfähigkeit der klassischen deutschen Konzerne, so hinterließ die Walldorfer SAP jahrzehntelang als eines der wenigen heimischen Unternehmen Leuchtspuren am digitalen Himmelszelt. Noch immer ist die Firma die wertvollste im Aktienindex Dax. Doch während die weltweiten Größen aus den USA und China ihre Bewertungen verdoppelt oder verdreifacht haben, ist der Stern der Kurpfalz sogar gesunken. Die mm-Redakteurinnen Christina Kyriasoglou und Eva Müller wollten wissen, warum. Sie trafen auf einen rührigen Vorstandschef Christian Klein (40), der ihnen von „Rise with SAP“ vorschwärmte und stolz von wachsender Kundenzufriedenheit berichtete. Doch das reicht noch nicht, sind sich meine Kolleginnen nach Recherchen bei der Konkurrenz, in der Anwendergemeinde und unter Investoren sicher; „Fehler im Programm“, hier.