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KREUZFAHRTEN Von der Lizenz zum Gelddrucken an den Rand des Untergangs – die Spaßreeder verlieren in der Pandemie Milliarden und offenbaren ungeahnte Schwächen. Was bleibt von der einstigen Goldflotte?

Den 4. Februar 2020 wird Kreuzfahrtmanager Richard Vogel (65) so schnell nicht vergessen. Da saß er in Miami mit Designern und Architekten zusammen und besprach in bester Laune den Umbau eines US-Schiffs. Der Spaßdampfer sollte künftig für Vogels Arbeitgeber fahren, die spanische Reederei Pullmantur Cruises. Im passenden Gewand, versteht sich – frische Farben statt amerikanischer Cremetöne, weniger Spielkasino, aber mehr Platz an frischer Seeluft!
Dass Vogel dieser Tag in Erinnerung bleibt, liegt vor allem daran, was aus dem Projekt wurde: nichts. Denn kurz darauf legte Corona die Menschen lahm. Ans Cruisen war nicht mehr zu denken. Die Gesellschafter wollten nichts nachschießen, bereits Mitte Juni war Pullmantur pleite. Eine Zäsur, mit der Richard Vogel erst mal zurechtkommen musste. Er war an Aufbruch gewöhnt, jahrzehntelang. Als einer der Gründungsmanager hatte Vogel großen Anteil am Aufstieg von Aida Cruises zum deutschen Marktführer, anschließend baute er erfolgreich Tui Cruises auf.
Jetzt kehrt er gemeinsam mit einem Verwalter die Reste von Pullmantur zusammen. Die kleine Flotte – drei Schiffe – ist schon weg, sie steuert auf die Schrottpresse zu. „Wenn ich an das Meeting vor einem Jahr denke“, blickt er zurück, „kommt mir das surreal vor.“