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KAMPF AUF OFFENER BÜHNE
AUFSICHTSRÄTE Investoren, Politik und Öffentlichkeit ziehen Konsequenzen aus dem Fall Wirecard: Die Ansprüche an die Kontrolleure steigen. Die Zeit der Amateure läuft ab.

Kasper Rorsteds (58) Wahl in den Aufsichtsrat von Siemens sollte eine Routineangelegenheit werden, fast so wie das Einchecken ins Sportstudio. Der Adidas-Chef steht für Internationalität und bringt viel Erfahrung mit: Vor seiner Zeit bei Adidas führte er mit Henkel schon einen anderen Global Player aus dem Dax; er war Aufseher bei Bertelsmann, kennt sich aus im Digitalen und kontrolliert seit 2018 Nestlé, den größten Nahrungsmittelkonzern der Welt.
Doch die Bestellung des vermeintlich idealen Kandidaten, vermerkt von Jim Hagemann Snabe (55), Aufsichtsratschef und ebenfalls Däne, als Tagesordnungspunkt 6 der virtuellen Siemens-Hauptversammlung Anfang Februar, geriet zur Blamage.
Der Mann habe mit all seinen Jobs schon jetzt mehr als reichlich zu tun, er sei „overboarded“, urteilten Vertreter von Deka, Union Investment und der DWS, der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank – und sperrten sich. Rorsted erhielt nur 76,5 Prozent der Stimmen, üblich sind Voten weit jenseits der 90 Prozent.